Johanna & Tilman
LOCATION: Tofino (Kanada)/ Herrenhaus Salderatzen
FOTOS: Chris Boa
Geheiratet haben Johanna und Tilman gleich zweimal – auf ganz verschiedene Arten. Die erste Hochzeit feierten die beiden mit ihrer Tochter und ihren sieben besten Freunden in einem Ferienhaus an der kanadischen Westküste. Ein Jahr später luden sie zu einem großen Familienfest im Wendland ein – voller Lebendigkeit, Wärme und Gemeinschaftsgefühl.
Die beiden hatten bereits mehrere freie Trauungen erlebt, mit denen sie überhaupt nichts anfangen konnten. Und so waren ihre Bedenken groß, dass jemand Fremdes ihnen und ihrer Geschichte gerecht werden könnte. Der Vertrauensvorschuss, den ein Redner erhält, ist groß. Ein Fotograf kann auf seine Bilder verweisen, ein Sänger hat seine Demos. Der Redner aber versieht seine Rede mit einem unsichtbaren Schloss. Denn sie ist für die Paare und ihre Angehörigen gemacht, er ist zutiefst persönlich. Und sie ist niemals repräsentativ, denn jedes Paar hat seinen eigenen Duktus.
Einen Redner zu engagieren heißt, die Verantwortung aus der Hand zu geben und sich darauf einzulassen, dass man ab diesem Zeitpunkt selbst an die Hand genommen wird.
Sport spielt im Leben von Johanna und Tilman eine große Rolle. Keine schlechte Voraussetzung für eine Ehe, denn wer auf dem Zweirad bei Wind und Wetter durchhält, der meistert auch diese hügelige Wegstrecke namens Leben.
„Das Fahrradfahren stellt einen vor die Herausforderung: Es verlangt eine angemessene Aufmerksamkeit gegenüber den Anforderungen. Status, Ego und Geld bringen einen nicht nach Hause. Es sind Situationen wie diese, in denen man etwas über sich selbst lernen kann, über seinen eigenen Einfallsreichtum und seine Selbstgenügsamkeit. Im Kleinen entspricht die Situation des Radfahrers der des Menschseins im Allgemeinen – wir selbst müssen herausfinden, wie wir leben wollen, was wir erreichen wollen und wie wir das bewerkstelligen können. Mit dem Glück, das einem das Radfahren geben kann, und der Stärke, die der Charakter daraus ziehen kann, findet man seinen Weg zurück.“
(Ilundáin/Austin/Reichenbach: Die Philosophie des Radfahrens)
Wer es ernst miteinander meint, der steigt nicht nur bei Sonnenschein und Rückenwind aufs Rad. Der ist ungeschützter Gast in der Landschaft, der setzt sich dem Wind, dem Klima, der Topographie aus. Der nimmt keine Abkürzungen. Der hält durch – und die Muskeln in seinen Beinen werden die Geschichte seiner Höhen und Tiefen erzählen.
Die Zeremonie wurde auch dadurch besonders innig, weil die Gäste gemeinsam gesungen haben – zu Unrecht eine Seltenheit in freien Trauungen. Denn auf diese Art und Weise wird in der Zeremonie nicht zwischen Brautpaar auf der einen und Gästen auf der anderen Seite unterschieden, sondern es entsteht eine große Gemeinschaft aus Familien und Freunden, die zusammen musiziert. Johanna und Tilman hatten kleine Notenhefte für jeden Gast produzieren lassen, damit die Texte mitgelesen werden konnten.
Wir wollten eine individuelle Trauung ohne beliebige Floskeln und Poesie-Album Sprüche, wir wollten keine sperrigen Metaphern und jemanden, der uns versteht… Das und noch viel mehr haben wir bekommen: Kirsten hat uns mit ihrer Rede begeistert. Wir konnten uns wiederfinden in dieser Rede. Sie war für uns maßgeschneidert. Wir haben gelacht, die ein oder andere Rührungsträne vergossen und jeden Augenblick des Zuhörens genossen. Kirsten hat sich unglaublich viel Zeit genommen uns zu verstehen, Texte herauszusuchen und mit den Mitwirkenden an unserer Zeremonie die letzten Details abzustimmen.
Wir sind und waren gerührt und sehr froh, dass wir diese Wahl getroffen haben. Am liebsten würden wir gleich noch einmal heiraten.
Johanna & Tilman